Fellbacher Zeitung 12/2005
Laienmissionar aus Simbabwe besucht landeskirchliche Gemeinschaft
STETTEN • Während hier die Weihnachtsvorbereitungen laufen, gibt es in Simbabwe kaum Grund zur Freude. Viele leiden unter dem Regime des Präsidenten Mugabe. Über die Missstände in seiner Heimat hat Lucky Moyo bei der landeskirchlichen Gemeinschaft gesprochen.
Von Regine Warth
Ein lächeln umspielt seinen Mund, doch die Augen blicken traurig. Trotz seiner immerwährenden Freundlichkeit spüren die rund 20 Anwesenden im Haus der landeskirchlichen Gemeinschaft die Trauer des Laienmissionars aus Simbabwe. Zu viele Missstände gibt es in seinem Heimatland am Südzipfel des afrikanischen Kontinents. Denn unter der Regierung des Präsidenten Robert Mugabe hat sich eine konsequente Diktatur etabliert. „Inzwischen hat sich ein System aufgebaut, dass sich wie ein Gott über die Bürger Simbabwe erhebt”,sagte der studierte Elektromaschinenbauer und Jurist, der in der Stadt Bulawayo eine Agape-Mission gegründet hat. Aufgrund des diktatorischen politischen Umfelds haben sich die Voraussetzungen für die einst aufsteigende Wirtschaft massiv verschlechtert. „Rund 82 Prozent der Bevölkerung sind arbeitslos”, sagte Moyo. „Inzwischen haben wir eine Inflation.” Länder wurden enteignet und Häuser in Armengebieten grundlos abgerissen. „Innerhalb von zwei Monaten wurden tausende von Menschen obdachlos”, sagte Moyo. „Mitten im Winter, bei Minustemperaturen, lagen HIV-Infizierte, Behinderte, Alte und Kinder ohne Schutz auf der Straße.” Jede Hilfe wurde von der Regierung verboten und mit Strafen geahndet. Kirchen und kirchliche Gemeinschaften, in denen Lucky Moyo als Laienmissionar arbeitet, organisierten Auffangstationen. „Wir wussten, welche Konsequenzen unser Tun haben wird”, sagte Moyo. „Trotzdem haben wir den Menschen Essen, Kleidung und Möglichkeiten zum Waschen gegeben.” Viele wurden von der Regierungspolizei abgefangen und abtransportiert.
Der Schock über das Geschehene sitzt tief. „In Afrika passiert solch ein Massenmord, und die Welt schaut zu”, sagt Lucky Moyo. „Ist ein schwarzes Leben so billig?” Er hofft auf eine baldige friedliche Umwandlung der politischen Situation. „Alles hat ein Ende”, sagt er, „wir wollen eine Demokratie, in der sich jeder frei bewegen kann, ohne Angst zu haben.” Um dieses Ziel zu verwirklichen, will Moyo weiter Aufklärungsarbeit leisten. „Die Regierung Simbabwes soll wissen, das ihr Tun den Menschen hier in Europa nicht verborgen bleibt.”
INFO: Wer Lucky Moyo und seine Arbeit in Simbabwe unterstützen möchte, kann sich bei
Klaus-Dieter Bothner, Telefon 0 71 51 / 4 57 39, weitere Informationen einholen.