MISSIONSARBEIT / Lucky Moyo arbeitet seit 21 Jahren in Simbabwe als Missionar bei der von ihm gegründeten Agape-Mission

Schwierige Lage schwächt Tatendrang nicht

Man kann ihn getrost als Pioniermissionar in Simbabwe bezeichnen. In Aalen hat er in den 80er Jahren eine Ausbildung zum Elektrotechniker genossen. Lucky Moyo kam vor Weihnachten drei Wochen zurück in seine „zweite Heimat“ und berichtete über die vielschichtige Arbeit der Agape-Mission in Simbabwe, der einstigen Kornkammer Afrikas.
VON SASCHA KURZ

Weilte bei seinen Aalener Freunden: Lucky Moyo, Missionar …

AALEN • 30 000 Menschen in 70 Gemeinden betreut die Agape-Mission mit Hilfe von Spenden des in Aalen ansässigen Fördervereins. 30 hauptamtliche Mitarbeiter stellen sich dabei in den Dienst der Missionsarbeit, die aufgrund der politischen Lage in der einstigen britischen Kolonie nicht einfacher geworden ist. „Inflation, Arbeitslosigkeit und Hunger schwächen gerade die Armen, Waisen und Witwen, denen unsere Missionsgemeinden helfen”, sagt der 45-jährige Lucky Moyo in nahezu akzentfreiem Deutsch.
Armenspeisungen, die Versorgung von rund 3000 Waisenkindern, Hilfe zur Selbsthilfe und der Aufbau von Ausbildungsstätten bilden die Grundpfeiler der Missionsarbeit, die zu 85 Prozent durch den süddeutschen Freundeskreis und den Förderverein finanziert wird. Neuestes Projekt der Mission ist die Betreuung von Obdachlosen, um die man sich nach den jüngsten Vertreibungen in Simbabwe vermehrt kümmern muss.
Politisch möchte Lucky Moyo nicht tätig werden. „Gerechtigkeit und Menschenrechte bilden die Basis eines Gemeinwesens. Die Kirchen sollten sich dabei engagieren und den Menschen bezüglich ihrer Rechte Erleuchtung bringen”, meint er. Er bezeichnet die Agape-Mission als „friedlich und unparteiisch”, sie wolle die Menschen von innen heraus verändern.
In dem von Robert Mugabe regierten afrikanischen Staat, der die Opposition unterdrückt, können sich viele Menschen nach der anhaltenden Dürre vor zwei Jahren nicht richtig ernähren. „Die Agape-Mission arbeitet mit anderen christlichen Organisationen zusammen. Punktuell sind internationale Organisationen wie die Welthungerhilfe Partner unserer Einrichtung”, berichtet der Missionar. Der missionseigene Truck wird schon mal zum Verteilen der Nahrungsmittel in entlegenere Dörfer benutzt.
Was Lucky Moyo Sorge bereitet, ist die medizinische Lage in seiner Heimat. „Es mangelt an Ärzten, Medikamenten und medizinischer Ausrüstung“, erklärt er. Fachärzte seien so gut wie keine vorhanden, weil sie nach der relativ guten Ausbildung an der Hochschule Simbabwes das Land sehr häufig verließen. „Von ursprünglich 14 Millionen Einwohnern leben geschätzt vier Millionen im Ausland“, sagt er.
Die Missionsarbeit wurde in den vergangenen Jahren nach Botswana und Mosambik ausgedehnt. „In Maputo haben wir eine Gemeinde gegründet. Mosambik birgt große Entwicklungspotenziale. Durch den langjährigen Krieg ist dort vieles kaputt gemacht worden”, sagt der ansonsten lächelnde Moyo nachdenklich.
Bevor Moyo Ende November zu seinen Freunden nach Aalen kam, besuchte er Bekannte in der Schweiz und den Niederlanden. Der Kontakt zu den Menschen, die seine Arbeit in Simbabwe unterstützen, ist ihm wichtig. Es scheint, als würde er in Gesprächen mit ihnen Kraft für kommende Aufgaben tanken. Moyo hofft, dass sich die Situation in Simbabwe schnell normalisiert und es zu einer „friedlichen Transformation” kommt. „Wir setzen, gemeinsam mit Gläubigen aus anderen christlichen Kirchen, den politischen Geschehnissen die geistliche Auseinandersetzung mit Gebeten entgegen”, meint Lucky Moyo.
Nach den künfigen Zielen gefragt, gerät der Mann aus Simbabwe leicht ins Schwärmen und seine Augen fangen an zu glänzen. „Wir wollen weitere Gemeinden gründen. Vielleicht schaffen wir es, akademische Ausbildungen wie die zum Techniker in eigenen Ausbildungsstätten zu ermöglichen – das wäre sehr schön”, meint der Elektrotechniker und Jurist. Er ist sich sicher, dass seine europäischen Freunde die Arbeit im Sinne Gottes vor Ort weiter unterstützen werden und die Agape-Mission das Leben in Simbabwe hoffnungsvoller gestaltet.
Bankverbindung Agape Mission: VR-Bank Aalen, Konto 141 002 000, BLZ 614901 50.
Informationen erteilt Herbert Gail, Telefon (07361) 596230.

Schwäbische Post 20.12.2005